Eine Sonderstellung unter den Möbelstücken nimmt der Schrank ein. Bis zum Ende des Mittelalters war er außer für die Aufbewahrung von Kleidern kaum verbreitet.
Der Tisch hingegen war das Universal-Möbelstück. An einem ihm wurde getrunken und gegessen, gearbeitet, geschrieben, getagt oder geredet.Zu den Sitzmöbeln werden der Stuhl und die Bank gezählt. Daneben gibt es unzählige Sonderformen, etwa Sessel oder Sofa. Ursprünglich saß man bei allen Tätigkeiten am Boden, so wie es auch heute noch bei manchen Völkern des Orients und des Fernen Ostens üblich ist. Ein erhöhter Sitz war in frühen Zeiten immer eine Art Thron, also dem Ältesten, dem Anführer oder Herrscher o.ä. vorbehalten.
Was sich im Laufe der Zeit immer wieder geändert hat, sind die Möbelstile. Ob Barock, Rokoko, Biedermeier,Jugendstil, Bauhaus-, Landhaus- oder Kolonialstil. Jede Epoche hat ihre Charakteristika.
Als Epoche des Biedermeiers wird die Zeitspanne zwischen 1815 und 1848 bezeichnet. Es handelte sich um eine Zeit, in der das rasante Tempo aufkommender Veränderungen mit den einhergehenden technischen Erfindungen beim Bürgertum zum Rückzug von der äußerlichen Hektik in die heile Welt eines gemütlichen Zuhauses führte. Die Idylle des behaglichen Heims, die Beschaulichkeit der eigenen vier Wände wurde dementsprechend groß geschrieben. Einrichtungsgegenstände aus jenen Jahren zeichnen sich durch eine schlichte Eleganz aus, sie bestechen durch klare Formen und weisen nur wenige Elemente des Dekors auf. Möbelstücke aus dem Biedermeier weisen harmonische Proportionen und eine zumeist gute handwerkliche Verarbeitung auf. Der Tisch, meistens in ovaler Form und mit einem schweren Mittelfuß gefertigt, nahm eine wichtige Funktion ein, war er doch der Platz, an dem sich die Familie im trauten Heim versammelte. Andere typische Möbelstücke sind Stühle, Sessel und Sofas von bescheidener Eleganz, Vitrinenschränke, die im oberen Bereich mit Glastüren ausgestattet sind sowie die Biedermeier Kommode. Verwendete Bezugsstoffe waren oft geblümt oder gestreift, bevorzugte Farben waren neben hellen Weiß- und Cremetönen Nuancen von grün und blau. Wände wurden häufig mit Tapeten verziert, die ein geblümtes Streifenmuster in ähnlichen Farben aufwiesen. Wandtapeten, die diesem Stil entsprechen, werden auch heute noch hergestellt und sind im Fachhandel erhältlich. Wer die behagliche Wohnlichkeit jener Epoche zu schätzen weiß, kann seine Wohnung also nicht nur mit Möbeln aus der Biedermeierzeit bestücken, sondern auch die Wände passend dazu gestalten.
Der Jugendstil (Ende des 19. Jahrhunderts) der in Frankreich „Art Nouveau“ und in England „New Style“ heißt, hat sich von Stuck und Plüsch verabschiedet. So sind kurvige Ornamente und verschnörkelte Dekorationen kennzeichnend für Geschirr, Vasen, Treppenläufe und Möbelstücke jener Epoche. Möbel aus der Zeit des Jugendstils weisen oft edle Materialien und reichhaltige florale Verzierungen auf. Die dekorative Verwendung von Glas ist ein typisches Gestaltungsdetail von Schrankmöbeln, Fenstern und Türen dieser Ära. Exklusive und kostspielige Materialien und kunsthandwerkliche Herstellung machten Gebrauchsgegenstände und Möbel zu Luxusartikeln, deren Erwerb sich die breite Bevölkerung nicht leisten konnte. Die Blütezeit des neuen Stils dauerte rund zwanzig Jahre und Möbel und Einrichtungsgegenstände aus diser Zeit findet man am ehesten bei Antiquitätenhändlern und in Auktionshäusern.
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es für Architekten und Designer einen neuen Auftraggeber, die Industrie. Funktionelle Aspekte traten beim Entwurf von Gebäuden, Möbeln und Gebrauchsgegenständen in den Vordergrund, gleichzeitig sollten sie ansprechend und ästhetisch sein, also gute Proportionen und Formen aufweisen. Der Bauhausstil war geboren. Und mit ihm kamen bekannte Namen auf, wie Gropius, van der Rohe, Klee und Kandinsky. Möbel im Bauhausstil zeichnen sich dadurch aus, das sie praktisch und formschön sind und auf Zierrat weitgehend verzichten. Gerade Linie und klare Formen sind die typischen Merkmale. Merkmale des Bauhausstils sind schlichte Eleganz, der Gebrauch von nur wenigen Farben neben schwarz und weiß, geradlinige und geometrische Formen. Der Einrichtungsstil ist heute immer noch sehr beliebt, und wer nicht die ganze Wohnung in dieser schnörkellosen Weise einrichten möchte, findet vielleicht dennoch Gefallen an einem Einzelstück wie zum Beispiel einem Freischwingerstuhl, dessen Originalentwurf in der damaligen Zeit entwickelt wurde.
Möbel im Landhausstil strahlen Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus. Es handelt sich keinesfalls ausschließlich um Bauernmöbel, auch wenn dies oft irrtümlicherweise angenommen wird. Typisch für Landhausmöbel ist traditionell die Verwendung von massiven Hölzern. Landhausmöbel überzeugen durch ihre relative Schlichtheit, manche eher bäuerlich wirkende Möbel weisen Bemalungen mit ländlichen Motiven auf. Verzierungen wirken nie zu üppig oder überladen. Besonders beliebt ist dieser Stil bei der Einrichtung von Küchen, da das Material Holz und seine harmonische Wirkung besonders gut zu diesem Raum und seiner Funktion als Familientreffpunkt passt. Typisch sind weiterhin helle und freundliche Farben. Baumwolle und Leinen sowie Flachs in Weiß und Pastellfarben sind häufig verwendete Stoffe.
Möbel und deren Stil bestimmen somit die Wirkung eines Raumes. So kann man mit den Möbelstücken, welche in einem Raum zusammengeführt werden, maßgeblich steuern, wie dieser später auf den Betrachter wirken wird. Heutige Möbel werden schneller "unmodern" als früher; heute ist es sogar normal und üblich, immer wieder Möbel auszutauschen oder sich sogar mehrmals im Leben völlig neu einzurichten. Früher blieb ein Haus mit dem dafür entworfenen und gebauten Mobiliar meist über viele Generationen im Familienbesitz, und nur in Notzeiten trennte man sich von einem ererbten Möbelstück.